Aktuelle Empfehlungen zur Tränkeintensität von Kälbern
Tränkepläne sind sehr betriebsindividuell. Tränkedauer und -intensität variieren je nach Betriebsgröße, Technik, Haltungsbedingungen, Arbeitskräftesituation und Vorliebe des Betriebsleiters oder Herdenmanagers. Dennoch gibt es in den letzten Jahren einen Trend zu längeren Tränkephasen mit höheren Tränkemengen. Daraus resultieren als Vorteile höhere tägliche Zunahmen und vitalere Kälber. Dies geht aber mit einem höheren Arbeits- und Managementaufwand und nicht zuletzt auch mit höheren Tränkekosten einher.
Qualität und Menge der Tränke entscheiden über die Leistung
Wachstum beruht maßgeblich auf der Versorgung mit Energie und Protein. Um das hohe genetische Wachstumspotential der Kälber in den ersten Lebenswochen nutzen zu können, ist daher die Qualität und die Menge der Tränke entscheidend. In den vergangenen Jahren haben zahlreiche Studien gezeigt, dass Nährstoffmengen, die beispielsweise im Rahmen der Adlibitum-Fütterung in den ersten Lebenswochen über den errechneten Bedarf hinaus gefüttert werden, zu höheren täglichen Zunahmen, einem stabileren Immunsystem und besseren Leistungen in der ersten Laktation führen.
Diesen Effekt nennt man metabolische Programmierung. Aber auch nach den ersten 2 bis 3 Lebenswochen führen hohe Tränkemengen von 8 Litern Vollmilch bzw. über 1 kg Milchaustauscher pro Tier und Tag zu besserem Wachstum und einer geringeren Infektanfälligkeit. Wichtig bei solch hohen Tränkemengen ist die hohe Qualität des Milchaustauschers. Die Verdaulichkeit der Nährstoffe, insbesondere der Proteinträger, ist entscheidend, da es sonst zu Verdauungsstörungen kommen kann. Insgesamt sollte der Anteil an Milchkomponenten, also die Summe aus Magermilchpulver und Molkepulver, daher mindestens 70 % betragen.
Länger tränken?
Eine Verlängerung der Tränkedauer auf bis zu 12 Wochen steigert in zahlreichen Studien nicht nur die Zunahmen sondern reduziert auch messbar den so genannten „Absetzknick“. Dieser entsteht, wenn Kälber beim Absetzen der Milchtränke noch nicht genug Beifutter aufnehmen, um den täglichen Nährstoffbedarf zu decken. Je älter Kälber beim Absetzen sind, desto höher ist natürlicherweise die Beifutter-Aufnahme. Im Gegensatz zu einer Erhöhung der Tränkemenge pro Tag, die zwar höhere Kosten verursacht, aber jederzeit leicht verändert werden kann, ist eine Verlängerung der Tränkedauer oftmals nicht so leicht umsetzbar. Verlängern Sie die Tränkephase beispielsweise um 4 Wochen von 8 auf 12 Wochen, so benötigen Sie 50 % mehr Stallplätze mit Zugang zur Milchtränke. Das bedeutet mehr Arbeit oder sogar deutliche bauliche Veränderungen und Kosten. Daher bedarf es einer genauen Abwägung der Vor- und Nachteile bei der jedoch die Bedürfnisse des Kalbes immer im Mittelpunkt stehen müssen.
In der Studie kein Absetzknick
Im Rahmen einer Projektarbeit wurden auf Gut Hülsenberg zwei Tränkeregime miteinander verglichen, um die Auswirkungen unterschiedlich langer Tränkeperioden unter Praxisbedingungen genauer herauszuarbeiten. Die Kontrollgruppe erhielt den auf Gut Hülsenberg standardmäßig eingesetzten Tränkeplan. Dieser sieht eine Tränkedauer von 8 Wochen vor, wobei die ersten 3 Wochen ad libitum gefüttert wird. Im Anschluss daran erhalten die Kälber zunächst 9 Liter und dann bis zur 6. Lebenswoche 7 Liter KALBI MILCH TOP pro Tag mit einer Konzentration von 140 g pro Liter Tränke. Schließlich wird in den Wochen 7 und 8 abgetränkt (s. Darst. 1).
Die Testgruppe hingegen wurde deutlich länger mit Milch versorgt. Die Ad libitum-Phase wurde auf 4 Wochen ausgedehnt. Im Anschluss folgte bis zur 8. Lebenswoche eine Tränkemenge von 9 Litern pro Tag, was einer Menge von 1,26 kg KALBI MILCH TOP entspricht. Danach schloss sich eine 4-wöchige Abtränkphase an (s. Darst. 2).
Die verbrauchte Menge KALBI MILCH TOP lag in der Kontrollgruppe bei 52-57 kg pro Kalb. In der Testgruppe mit intensivierter Fütterung bei 81 bis 88 kg KALBI MILCH TOP je Kalb und damit um rund 50 % höher. Die deutlich höheren Milchmengen führten in der Testgruppe wie erwartet zu deutlich höheren täglichen Zunahmen.
In der 8- bzw. 12-wöchigen Tränkephase selbst waren die Zunahmen beider Gruppen zwar vergleichbar auf einem Niveau von ca. 800 g. Je intensiver die Kälber in der Tränkephase gefüttert wurden, desto besser war jedoch das Wachstum nach dem Absetzen der Milch (s. Darst. 3). Nach der 12-wöchigen Tränkephase blieb der Absetzknick sogar vollständig aus.
Erfahrung auf Gut Hülsenberg
Trotz der deutlich positiven Effekte der 12-wöchigen Tränkeperiode hat sich Götz Resenhoeft, Geschäftsführer vom Gut Hülsenberg, dazu entschieden, den Testtränkeplan nicht zu übernehmen, sondern einen Kompromiss zu wählen, der betrieblich einfach umsetzbar ist (s. Darst. 4). „Von den Stallkapazitäten wäre eine Steigerung der Tänkedauer auf 12 Wochen machbar. Da wir keinen Tränkeautomaten haben, bedeutet 12 Wochen Tränken allerdings deutlich mehr Arbeit und natürlich auch höhere Kosten für den Milchaustauscher. Wir haben uns daher für einen Kompromiss von 10 Wochen entschieden. Die 4 Wochen ad libitum zu Beginn werden wir aus dem Projekt beibehalten, davon versprechen wir uns langfristig Färsen mit noch besseren Einstiegsleistungen“, so Götz Resenhoeft.
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